Heute morgen und fuer immer - Roman by Anke Greifeneder

Heute morgen und fuer immer - Roman by Anke Greifeneder

Autor:Anke Greifeneder
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Roman
ISBN: 9783838704722
Herausgeber: Verlagsgruppe Luebbe GmbH Co KG
veröffentlicht: 2011-04-18T22:00:00+00:00


Kapitel 16

Ahnenforschung

»Omi liegt in der Inneren, Zimmer 204. Beeil dich!« Gedanklich stand ich am Schalter der Air Emirates, um ein One-Way-Ticket zu lösen, weil mein Leben komplett aus dem Ruder lief. Rein objektiv gesehen, fand ich mein Leben im Moment nicht wirklich beneidenswert und war der festen Ansicht, dass endlich das viel beschriebene Licht am Ende des Tunnels vor der Tür stehen musste. Ha, ich hatte nicht mit dem Schicksal gerechnet, das viel einfallsreicher war, als man vermutete. Omi hatte einen Infarkt gehabt, lag im Krankenhaus, und ich war auf dem Weg im Taxi dahin. Fahren konnte ich mit meinem Arm noch nicht, und das zwei Tage vor Weihnachten! Anscheinend war der Gutachter der Versicherung da gewesen und hatte zwar den Wasserschaden anstandslos angenommen, bei seiner Inspektion allerdings entdeckt, dass in einem Zimmer Schimmel entstanden war, der ausgetrocknet werden musste, was wieder Kosten verursachte und einen Ausfall des Zimmers bedeuten würde. Es war nicht die Welt, aber für Omi einfach zu viel gewesen. Laut Helene war es kein schlimmer Infarkt, aber in ihrem Alter musste man alles ernst nehmen und mit allem rechnen.

»Können Sie bitte nicht über die Leopold fahren, die ist um diese Uhrzeit komplett verstopft!«, nervte ich den Taxifahrer, der etwas brummte wie »Dann fohrns hold selba!«, woraufhin ich ihm meinen geschienten Arm entgegenhielt und ein gepresstes »Witzig, sehr witzig!« entgegnete. Wo waren mein Charme, mein Esprit, meine Wirkung auf Männer geblieben? Kein Wunder, ich zog das Pech im Moment geradezu an, und auf einer Attraktivitätsskala fühlte ich mich selbst von Martina Navratilova überrundet. In harten Momenten, in denen man nicht mehr oben von unten unterscheiden kann, einem Scientology plötzlich als sympathischer Verein mit einleuchtenden Problemlösungen vorkommt, half mir normalerweise mein Galgenhumor, aber selbst der war mir abhandengekommen. Kommentare wie »Wenn du am Boden liegst, kann's nur nach oben gehen!«, rangen mir nicht mal ein müdes Lächeln, vor allem aber keine schlagfertige Antwort ab, was bedenklich war. Ich würde doch nicht Timm Thaler gleich mein Lachen verloren haben? Auf der Station kam mir Johanna entgegen, eine Kollegin von Helene. Wir nannten sie auch heimlich die heilige Johanna, weil sie stets selig lächelnd über die Flure schwebte, da einen Psalm und ein Gebet losließ, dort einem Patienten liebevoll über den Kopf streichelte, sodass wir uns sicher waren: Entweder bediente sich Johanna an allem, was das Krankenhaus an bewusstseinsverändernden Medikamenten zu bieten hatte, oder sie war einer dieser persönlichkeitsgestörten Todesengel, die sich als Gottes Vertreter auf Erden sahen, um das Leid Kranker zu beenden, und nachts heimlich Sauerstoff spritzten. Da Johanna unser Schicksal kannte, war sie zu mir besonders freundlich und mitfühlend, was nett gemeint war, aber manchmal doch zu weit ging.

»Clara, Liebes, es tut mir so leid. Alles wird gut, ich habe bereits für eure Omi gebetet!«, sagte sie und zog einen Rosenkranz aus dem Schwesternkittel, den sie mir reichen wollte. Dankend lehnte ich ab und öffnete die Tür von Zimmer 204.

Omi sah besser aus als erwartet, stellte ich erleichtert fest. Mit den Tränen kämpfend, umarmte ich sie. »Also,



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